Nachdem ich mehrfach an 9-Loch-Turnieren teilgenommen hatte, war die Neugier auf ein „großes Turnier“ gewachsen. Würde ich dort auch so gute Leistungen erbringen können? Die erfahrenen Golfer sagten mir, dass die meisten ihr Handicap auf 18 Loch nicht schaffen und sich eher verschlechtern würden. Das hat natürlich den Ehrgeiz in mir geweckt!
Wie ich schon geschrieben hatte, habe ich durch den Verlust meines Autos meinen Trainingsplan um Fahrrad-Touren zum Golfplatz erweitert. An mangelnder Fitness sollte es also nicht scheitern.
Mit einem Handicap von 23,7 startete ich dann am 8.7.2018 ins Masters-Turnier am Hohenhardter Hof (gesponsert von Heidelberg Hockey & Golf Society e.V.). Mein Vierer-Flight bestand aus jeweils 2 Damen und Herren. Tatsächlich hatte eine Frau sogar ein einstelliges Handicap – das war schon ziemlich einschüchternd!
Der erste Abschlag im Turnier
An Bahn 1 versammelten sich natürlich viele Neugierige und die Teilnehmer des nachfolgenden Flights. Die Spielleitung kündigte mich als ersten „Abschläger“ an. Das irritierte mich erstmal, denn mein männlicher Flightpartner hatte ein besseres HCP. Er hätte doch starten müssen!?
Nun gut, die müssen es besser wissen als ich und ich machte mich auf den Weg zum Tee 1. (Und natürlich hatte die Spielleitung recht; der andere Teilnehmer war aus einem anderen Club und daher hatte ich den Vortritt).
Aufgeregt nahm ich Ball, Tee und Driver mit, um die Par-5-Bahn anzugehen. Oder soll ich lieber gleich 2 Bälle mitnehmen? Nein, den provisorischen schlägst Du als letzten – Du hast noch genug Zeit einen zweiten später zu holen. Konzentriere Dich auf den Schlag – alles wird gut!
Ich teete den Ball in gewohnter Höhe auf und machte meinen Probeschwung. Plötzlich war alles um mich herum wie ausgeblendet. Ich nahm nichts anderes wahr als den Ball und den Schläger. Ich holte aus, hatte „nichts“ im Kopf und schlug zu.
Ein schöner gerader und hoher Ball landete mitten auf dem Fairway – meiner!
Ausatmen. Du hast Dich nicht blamiert. Jetzt beginnt das Spiel – entspannt, egal, was noch kommt..
Der zweite Schlag vom Fairway
Mein Ball lag gut und ich entschied mich, mit dem Holz 5 zuzuschlagen, um mit dem dritten das Grün angreifen zu können. Vor dem Schlag erinnerte ich mich dran: Ruhig und besonnen und nicht dreschen! Schultern drehen und den linken Arm möglichst gerade lassen. In meinen vorigen Runden habe ich hier oft mit dem Holz in den kleinen Teich geschlagen, weil ich mich nach dem gelungenen Drive zu sicher fühlte. Also Vorsicht!
Und tatsächlich – es klappte gut. Ich kam zwar mit dem dritten nichts aufs Grün und brauchte 6 Schläge, aber das war schon gar nicht schlecht für den Anfang.
Und weiter geht’s
Auf der nächsten Bahn mache ich dann ein Birdie (wie in den 2 Probespielen davor), mindestens ein Par. Das war für mich klar. Doch dann? Erster Schlag zu weit und Annäherung vollkommen unbrauchbar. 5 Schläge waren es dann. Was für eine mentale Abkühlung! Konzentriere Dich!
Die nächsten 7 Bahnen
Gewarnt von dem Double Bogey auf der Zwei ging ich die nächsten Bahnen an. Die ersten 9 des Platzes waren mir nie sympathisch und sind verhältnismäßig schwer. Glücklicherweise verliefen alle Löcher mehr oder weniger gut. Nicht überragend, aber ohne große Aussetzer oder gar Ballverlust. 16 Netto-Punkte erspielte ich. Doch davon wusste ich nichts, denn zählen tue ich während des Spiels nie.
Die zweiten 9 Löcher
Nach einer kleinen Stärkung ging es weiter auf den Abschlag der Bahn 10. Jetzt war ich schon deutlich entspannter, denn das schlimmste lag ja hinter mir 🙂
Ich spielte mich in einen Rausch! Jeder Ball flog wie von selbst in die gewünschte Richtung. Nur an einem Par 5 unterschätzte ich einen Putt und es kam zum Double-Bogey. Ansonsten fünfmal Par und 3 Bogeys. So gut war ich noch nie. Es klappte einfach alles.
Meine Mitspieler waren tolle Begleiter! Wir haben gut harmoniert und hatten viel Spaß, auch wenn es für die anderen nicht ganz so gut lief. Ich war sehr froh, mit Ihnen unterwegs zu sein. Das Spiel dauerte schließlich über 6 Stunden. Die können verdammt lang werden, wenn man es mit unsympathischen Leuten zu tun hat. Einem Golffreund von mir erging es so. Streit an Loch 2 und danach 6 Stunden kein Wort miteinander geredet. Wie soll man da noch gut spielen können?
Siegerehrung
Auf dem Grün des letzten Loches beglückwünschten wir uns gegenseitig und mein Flightpartner rechnete mir aus, dass ich 42 Netto-Punkt erspielt hätte. Das Ergebnis war mir eigentlich egal – Hauptsache ich habe mein Bestes gegeben und das gab mir ein gutes Gefühl!
Golf kann man nicht gewinnen, Golf kann man nur spielen
Bei der Siegerehrung am frühen Abend konnte ich dann den ersten Platz (Netto) in meiner Klasse entgegennehmen. Eine Golfreisetasche 🙂
Die Brutto-Wertung gewann jemand mit unglaublichen 38 Punkten! Da fiel mir fast das (alkoholfreie) Weizenbier aus der Hand. Wie geht das denn bitte schön? Und schon kreisten die Gedanken – wie schaffe ich das auch? Na gut, ein paar Jährchen wird es sicher noch dauern..
..und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm – Hauptsache es macht Spaß!