Im Herbst 2021 sagte ich zu meiner Frau: Wäre es nicht super, wenn ich mal den Old Course in St. Andrews in Schottland spielen könnte? Warum nicht, war die Antwort. Ich klärte sie dann darüber auf, dass dies gar nicht so einfach ist. Startzeiten für diesen Club werden für Nicht-Mitglieder nur ein Jahr im Voraus verlost und Golfreise-Anbieter lassen sich das gut bezahlen..
Und dann kam der unglaubliche Zufall ins Spiel: 3 Tage später sehe ich die Einladung eines Golfbuddies, der schon über 500 Plätze besucht hat, ob ich nicht Lust hätte in Schottland zu spielen? Für 1500,- britische Pfund exkl. Flug und Essen. Übernachtung und Frühstück und Greenfee für 6 Clubs inklusive. Auch die komplette Organisation von Startzeiten, Shuttle-Service, ein wenig Sight-Seeing, Reservierung der Restaurants und Rundenverpflegung ist im Preis enthalten.
Table of Contents
- Welche Plätze werden gespielt?
- Anstruther Golf Club
- Drumoig Golf Course
- Eden Golf Course
- Lundin Links
- Jubilee Course
- St. Andrews Old Course
- Dumbarnie Golf Links
- Fazit zur Golfreise nach Schottland
- Nachtrag: Wieder in Deutschland
- Noch ein paar Impressionen aus Schottland
Welche Plätze werden gespielt?
Natürlich habe ich sofort zugesagt – bei den 6 Clubs war St. Andrews nicht dabei, aber man könnte es zusätzlich buchen. Folgende Plätze sollten wir dann spielen:
Für mich fiel der Jubilee Course aus, da ich an diesem Tag St. Andrews spielen sollte.
Aber fangen wir ganz von vorne an.
Der Flug nach Edinburgh von Frankfurt verlief fast reibungslos – es dauert zwar eine Weile bis wir a) vom Parkhaus am Terminal 2 mit all unseren Sachen zum Terminal 1 kamen und b) wir abheben konnten, da wegen Lotsenmangel in Schottland unser Slot nicht mehr frei war.
Wir sind übrigens Christian W und ich. Wir haben uns über Instagram kennengelernt und spielen sogar im gleichen Club 🙂
Vor dem Boarding haben wir noch Niko und Christian (2) getroffen. Sie sind auch über Instagram zu dieser Reise gekommen. Christian 2 kannte ich schon von einem Social-Media-Event in Bad Münstereifel.
In Schottland angekommen, begrüßten uns Suse und Holger von Golf in Scotland. In einem Transporter ging es komfortabel nach Anstruther ins Guesthouse Spindrift. Leider saß ich nicht in Fahrtrichtung und bei der Ankunft ging es mir erstmal schlecht. Das legte sich aber schnell..
Mein Zimmer stellte sich als sehr gemütlich und ausreichend warm heraus. Es schien zwar die Sonne, aber mehr als 8 Grad zeigte das Thermometer nicht an. Ein starker Wind machte es auch nicht gerade besser 😉
Bis zum Abendessen und gegenseitigem Kennenlernen (der andere Teil der 8-köpfigen Gruppe reiste aus Köln an) war noch ziemlich viel Zeit, die wir damit verbrachten, den kleinen Ort zu erkunden. Ich sonderte mich dann von ihnen ab, da ich unbedingt Geld abheben wollte. Bedauerlicherweise war das gar nicht so einfach und erstmal nicht von Erfolg gekrönt. Wie sich dann herausstellte auch völlig unnötig, da man in Schottland eigentlich alles mit Karte zahlen kann. Selbst einstellige Beträge sind kein Problem.
Da dies ein Blog über Golf ist, werde ich die übrigen Aktivitäten weitestgehend ausschließen. Aber keine Sorge, wir hatten auch neben dem Golfen viel Spaß, gutes Essen und immer genug Bier 😉
Anstruther Golf Club
Am zweiten Tag besuchten wir den Platz direkt in unserem Ort, den Anstruther GC. Ein 9-Loch-Platz direkt an der Küste. Das Wetter war sonnig und windig bei ca. 8 Grad. Einige Lagen Kleidung und es war erträglich 😉
Ich fand einigermaßen in mein Spiel (Aufwärmen bzw. Drivingranges gibt es in den meisten Clubs nicht) und blamierte mich in meinem Flight nicht. Lediglich meine Annäherungen waren dürftig. Der Boden um die Grüns war recht hart und wenig begrast. So konnte ich nicht meine üblichen hohen Shots machen, da ich kaum unter den Ball kam. Einige getoppte Bälle jagten über das Grün hinaus. Außerdem machte der Wind ein gewohntes Spiel fast unmöglich. Entweder man mußte wegen Gegenwind 2 Eisen mehr nehmen oder der Seitenwind brachte die Bälle in unschöne Lagen. Das ist allerdings für Schottland normal und deshalb sind wir ja hier.
Bahn 5 „Rockies“ auf dem Anstruther Golf Course
Als wir Bahn 5 erreichten, waren wir erstmal platt: Das Par 3 ist ca. 210 Meter lang und das Grün versteckt hinter einem kleinen Fels-Vorsprung. Es verläuft direkt entlang der Küste (links) und rechts gibt es einen steilen bepflanzten Hang. Das Fairway beginnt in ca. 120 Metern und ist gefühlt 15 Meter breit 😉
Mir wurde sofort klar, das kann ich nicht als Par 3 spielen, sondern nur mit Vorlegen. Also nahm ich meinen Lieblingsschläger – ein Hybrid 5 – und brachte den Abschlag gerade und knapp von der Länge aufs Fairway. Von da waren es noch ca. 100 Meter bis zum Grün. Heftiger Gegenwind veranlasste mich zum Eisen 7 und der Schlag ging direkt aufs Grün. Anschließend fiel der 4 Meter Putt zum Par!
Ich hatte tatsächlich das schwerste Par 3 im United Kingdom Par gespielt 🙂
Drumoig Golf Course
Am dritten Tag fuhren wir zum zweiten Golfplatz, dem Drumoig Golf Course. Die Fahrt war kurzweilig und ich glaube, in 30 Minuten waren wir schon da. Holger, einer der Reiseleiter, meinte, dass wir mit einer Fahrzeit von 45 Minuten ca. 100 Golfplätze erreichen könnten. Schottland ist so groß wie Bayern und hat etwa 550 Golfplätze!
Der Platz ist eingebettet in eine leicht hügelige Landschaft und erinnert ein wenig an deutsche Gegebenheiten. Sehr schön, aber nichts Außergewöhnliches bis auf zwei Grüns, die in einer kleinen felsigen Nische platziert sind. Immerhin war bestes Wetter und die Fairways schön breit, sodass man auch mal draufhauen konnte 😉
Eden Golf Course
Der dritte Platz brachte uns schon an die Nähe des Old Course von St. Andrews. Tatsächlich gibt es auf der Landzunge bei St. Andrews 6 Golfpätze:
- Old Course
- Eden Course
- Jubilee Course
- New Course
- Strathtyrum Course
- Balgove Course (9 Loch Platz)
Heute sollten wir also den Eden Course spielen. Vorher ging es aber ausnahmsweise auf eine Driving-Range, die sogar mit einem Trackman ausgestattet ist. Auf dem Parkplatz kam es zu einer lustigen Begegnung mit einem älteren Pärchen, welches auch gerade ihre Bags aus dem Auto holten. Die Frau sah mich an, dann weiteten sich ihre Augen und sie rief: Are you Tommy? Ich wurde mal wieder mit Tommy Fleetwood verwechselt. Leider musste ich sie enttäuschen.
Der Eden Course gefiel mir ganz gut. Teilweise verläuft er an der Küste und der starke Wind machte das Spiel anspruchsvoll. Ein paar unangenehme Topf-Bunker machten es nicht einfacher.
Tatsächlich konnte ich diesen Platz mit 89 Schlägen absolvieren. Das war mal eine ordentliche Leistung 🙂
Lundin Links
Dieser Platz ist auch ein sehr alter Club: 1868 wurde er gegründet. Er verläuft direkt an der Küste und zieht sich in der Breite einen leichten Hang hinauf zur Straße. Im Großen und Ganzen aber sehr schön gelegen, mit einem tollen Ausblick aufs Meer.
Leider regnete es meistens, jedoch nur leicht, sodass ich auch ohne Regenhose einigermaßen trocken zurück ins Clubhaus kam.
Jubilee Course
Dieser Golfplatz gehört ja auch zu den Golfplätzen direkt bei St. Andrews. Da ich aber zu der Gruppe gehörte, die an dem Tag kurzfristig noch eine Startzeit für den Old Course bekommen hat, konnte ich diesen Platz nicht spielen. Kann daher auch nichts darüber berichten und gehe direkt über zum:
St. Andrews Old Course
Darauf habe ich die ganze Zeit hingefiebert. Den ältesten Platz der Welt spielen! Unsere Startzeit war eine der letzten; um 16:40. Hoffentlich kommen wir noch bei ausreichend Helligkeit zurück.
Nach dem Bezahlen des Greenfees (etwa 110 britische Pfund), ging es gleich zum ersten Abschlag. Vorher hatte ich mich noch kurz mit meinem Caddie bekannt gemacht: Scottie. Er sollte mich über 18 Loch begleiten und mit Tipps zur Seite stehen. Diesen Service wollte ich mir nicht entgehen lassen. Wenn schon denn schon, auch wenn es 55 Pfund plus Trinkgeld kostet.
Im Sommer ist das Greenfee übrigens deutlich teurer – man muss dann mit etwa 280 Pfund rechnen.
Der erste Abschlag ist für jeden einsehbar und oft sammeln sich Menschen, um zuzuschauen. Heute war glücklicherweise nichts los. Wenn man die erste Bahn herunterschaut, erstreckt sich ein breites Fairway (links die 18. Bahn, die man theoretisch auch spielen dürfte). Rechts waren schon die ersten Tribünen für das Open im Sommer aufgebaut, sodass es nicht ganz so breit war wie üblich.
Mein erster Abschlag mit dem Holz 5 war eher mäßig, doch immerhin fast gerade, nur etwas kurz. Ich fand den Ball der Marke Vice und mein Caddie meinte, ob ich sicher wäre. Mein Ball wäre doch weiter gegangen! Ich war natürlich wieder unbelehrbar und spielte den Ball, nur um einige Meter später festzustellen, dass ich den falschen gespielt hatte. Es war der Abschlag eines Spielers von Bahn 18!
Das fing ja gut an.
Schnell wurde der Ball wieder ausgetauscht und es gab glücklicherweise keinen Ärger.
Die erste Bahn brachte ich irgendwie zu Ende, doch in Gedanken war ich noch mit dem Fehlschlag beschäftigt. Die nächsten Bahnen liefen dann ohne Zwischenfälle und ab der dritten spielte ich sogar meinen Driver; tatsächlich sogar sehr gut! Mein Caddie und ich waren ein super Team. Er zeigte mir die Richtung an, um Bunker zu vermeiden und auf den Grüns konnte er zuverlässig die Breaks lesen. Es lief natürlich nicht immer perfekt, doch selbst im Bunker gab er mir gute Hinweise zur Ausführung des Schlages.
Herausfordernd ist auch die Bahn 17, ein Par 4. Dort spielt man regulär über einen Hotel-Anbau, um das Fairway zu erreichen. Mein Caddie riet mir gleich davon ab. Lieber links daran vorbei, da meine Schlagweite nicht ausreicht. Trotzdem spielte ich dort fast Par, da mein Putt nur knapp das Loch verfehlte.
Am Ende benötigte ich 94 Schläge und hatte sogar ein Birdie auf der 9 geschafft.
Wirklich eine gelungene Runde und die Helligkeit war am Ende geradeso ausreichend, um bis zum Ende spielen zu können.
Das obligatorische Brückenbild darf natürlich nicht fehlen!
Dumbarnie Golf Links
Dieser Golfplatz wurde erst vor zwei Jahren also 2020 gebaut. Anscheinend benötigt ein Platz aber bis zu 10 Jahre bis er einen wirklich guten Zustand erreichen kann. Wenn man dies berücksichtigt, ist der Platz fabelhaft. Mir wäre es nicht aufgefallen, dass es noch besser werden soll.
Die Bahnen schmiegen sich in eine leicht hügelige Landschaft und sind waschecht „links“. Mit links wird ein Bereich beschrieben, der vornehmlich aus Sand besteht und daher nicht für die Landwirtschaft verwendet werden kann. Meistens befindet sich solch ein Land in Küstennähe und ist für viele Golfplätze in Schottland typisch.
Tatsächlich konnten wir vorher auch eine Driving Range nutzen, auf der kostenlos Bälle zur Verfügung gestellt worden sind. Der Starter an Abschlag 1 begrüßte uns mit einem kleinen Geschenkbeutel mit Tees, Birdie-Book, Ballmarkern und anderen Nützlichkeiten. Sogar ein Whiskey wurde angeboten!
Das Wetter war super und wir konnten gemütlich die Fairways, Bunker und Grüns genießen. Letztere waren sicher nicht perfekt, aber dafür gab es einen Gutschein von 15 Pfund zum Ausgleich. Der Platz ist anspruchsvoll, aber machbar. Mir hat er sehr gut gefallen. Allerdings werden hier auch gute Preise aufgerufen: Das Greenfee im Sommer beträgt regulär für Gäste 270 Pfund.
Fazit zur Golfreise nach Schottland
Schottland ist ein Land der Golfer. Schon in der Schule wird dieser Sport unterrichtet und Personen, die ihren Trolley durch die Straßen schieben, sind keine Seltenheit. Das Bag im Bus mitnehmen? Kein Problem, der Fahrer öffnet dafür gern den Kofferraum.
Außerdem ist Golf eher zum Genuß gedacht, sich ärgern kennt der Schotte beim Golfen nicht. Auch der Score ist höchstens im Turnier oder im privaten Lochwettspiel interessant. Man wird also selten jemanden im Clubhaus seinen Score zusammenrechnen sehen, so wie es in Deutschland eher der Fall ist. Mir ist das sehr positiv aufgefallen, da es meiner Mentalität entspricht: Lieber genießen als ärgern.
Neben den tollen Plätzen haben mich auch die Birdiebooks begeistert, die man von den Clubs zum Spielen bekam, ohne Aufpreis versteht sich.
Abgesehen vom Golfen hatte ich keine Erwartungen an Schottland. Um so mehr hat mich das gute Essen überrascht. Natürlich ist dort alles teurer als in Deutschland, aber die Qualität war überragend. Vielleicht lag es aber auch an den Restaurants, die Suse und Holger für uns ausgesucht hatten. Mir hat es jedenfalls jeden Abend super geschmeckt!
Rückblickend war es eine tolle Golfwoche und jeden Cent wert. In der Summe habe ich vermutlich 3000,- Euro ausgegeben, aber ich bereue nichts.
Nachtrag: Wieder in Deutschland
Am 15. April sind Christian und ich wieder zurück geflogen. Der Flug war ohne Vorkommnisse und nachdem wir endlich unser Gepäck im Wagen verstaut hatten, war auch die Ankunft geschafft. Am nächsten Tag fühlte ich mich unwohl und es dauerte nicht lang bis ich mit hohem Fieber mehrere Tage im Bett lag. Corona hatte mich und 3 andere aus unserer Reisegruppe erwischt. Wie gut, dass es uns nicht in Schottland getroffen hat!